Wetter-News: Der Hochsommer will es nochmal wissen

Von einer feuchtwarmen Südwestwetterlage geht es ab dem Freitag nahtlos über in eine zunehmend heisse Hochdruckwetterlage.

Das mächtige Hoch mit Zentrum genau über uns sorgt für ein meteorologisch eindrucksvolles Finale des diesjährigen Hochsommers.

Lokal kräftige Gewitter am Dienstagabend

Derzeit ist das Wetter noch geprägt von einer feuchtwarmen und zeitweise instabilen Südwestströmung. Darin eingelagert sind mehr oder weniger regelmässige Gewitterstaffeln, die uns von Frankreich und von den Alpen her entweder streifen oder gebietsweise erfassen. Am Dienstagabend gab es speziell im Berner Oberland einige, teils ortsfeste Gewitter. Sie entluden sich am meisten im hinteren Simmental und Entschligetal und brachten in der Region Lenk und Adelboden lokal bis zu 130 mm Regen. Die zeitweise gewitteranfällige Südwestwetterlage geht noch bis am Donnerstag weiter.


6-h-Niederschlag bis Montagabend, 14.08.2023 um 23:00 Uhr nach Kombination von Radardaten mit den Daten der automatischen Niederschlagsmessgeräte der Bodenstationen (CombiPrecip).

Ein mächtiges Hoch baut sich auf

Ab Freitag baut sich über Kontinentaleuropa ein mächtiges Hochdruckgebiet auf. Es verstärkt sich am Wochenende weiter und liegt zu Beginn der nächsten Woche mit seinem Zentrum genau bei uns über dem südlichen Mitteleuropa und dem Alpenraum. Das Hoch breitet sich nicht nur direkt am Boden aus (Bodenhoch), sondern wirkt über uns in der ganzen Troposphäre und somit auch in grosser Höhe (Höhenhoch).


ECMWF-Prognose für den Montag, 21.08.2023 um 14:00 Uhr mit der Höhenwetterkarte im 500-hPa-Niveau (ca. 5.5 km Höhe). Über dem südlichen Mitteleuropa baut sich ein abgeschlossenes und mächtiges Hoch auf. Das Geopotential läge bei 5990 gpm (erste Zahl im Kasten rechts oben). Dies wäre ein aussergewöhnlich hoher Wert (Erklärung weiter unten). Quelle: ECMWF/MeteoSchweiz

Das Wetter spielt sich im Dreidimensionalen ab: So wie es auf der Bodenwetterkarte Hoch- und Tiefdruckgebiete gibt, so gibt es auf der Höhenwetterkarte Höhenhochs (Höhenrücken) und Höhentiefs (Höhentröge). Diese werden üblicherweise im 500-hPa-Niveau dargestellt und können bei Radiosondierungen (Wetterballonaufstiege) auch gemessen und identifiziert werden. Das 500-hPa-Niveau liegt gemittelt in ca. 5.5 Kilometer Höhe. Gemittelt deshalb, da in Tiefdruckgebieten dieses Niveau wie ein Trog etwas unter die 5.5 km Höhe taucht (wie ein Wellental) und bei Hochdruckgebieten sich wie ein Rücken über die 5.5 km Höhe aufwölbt (wie ein Wellenberg).


Im Oberengadin gab es am Dienstagvormittag ein paar ausgedehnte mittelhohe Wolkenfelder, welche die Sicht auf den Bernina etwas versperrten. Solche Schattenspender wird man ab dem kommenden Wochenende wohl recht vergeblich suchen. Bild: Y. Karrer

Ein aussergewöhnlich kräftiges Hoch

Nun liegt bei sehr kräftigen Höhentiefs das 500-hPa-Niveau folglich sehr tief (ein grosser Höhentrog), bei sehr kräftigen Hochdruckgebieten dagegen sehr hoch (ein grosser Höhenrücken). Diese Höhe des 500-hPa-Niveaus wird anders ausgedrückt Geopotential genannt. Das heisst bei kräftigen und vertikal hochreichenden Tiefdruckgebieten ist das Geopotential tief, bei kräftigen und vertikal hochreichenden Hochdruckgebieten dagegen hoch.


Höchstes gemessenes Geopotential bei Radiosonderungen über Payerne seit Messbeginn im Jahr 1954.

Dies zeigt sich auch in den Messungen bei den Radiosondierungen über Payerne. Das höchste hier je gemessene Geopotential betrug 5989 gpm (geopotentielle Meter) vom 27. Juni 2019. Betrachtet man die aktuelle und oben gezeigte ECMWF-Prognose, so könnte das Geopotential im 500-hPa-Niveau zu Beginn der nächsten Woche bis auf 5990 gpm ansteigen. Das wäre im Bereich der bisher höchsten über der Schweiz gemessenen Geopotentiale, oder läge sogar noch etwas darüber. Mit anderen Worten baut sich über unseren Köpfen ein aussergewöhnlich starkes und vertikal hochreichendes Hochdruckgebiet auf.

Der kommende Montag liegt noch einige Tage in der Zukunft, somit ist die aktuelle ECMWF-Prognose noch nicht ganz in Stein gemeisselt. Dass sich das Hochsommerhoch aufbaut scheint so gut wie sicher. Die letztendliche Stärke des Druckgebildes, und somit das Geopotential, kann aber noch um ein paar wenige geopotentielle Meter hin und her schwanken.


Standardabweichung des vom ECMWF-Modell prognostizierten Geopotentials am Montag, 21.08.2023. Die Schweiz liegt mittendrin in der markanten positiven Abweichung (rot eingefärbt). Quelle: www.tropicaltidbits.com

„Hitzedom“ in Aussicht

Unter dem mächtigen Hochdruckgebiet sinkt die Luftmasse grossräumig ab, wird abgetrocknet und erwärmt. Gleichzeitig wird an der Südwestflanke des Hochs von Spanien und Frankreich her subtropische Warmluft mit Ursprung aus der Sahara herangeführt. Das Hoch, das in der Troposphäre einen riesigen Höhenrücken (also einen Wellenberg) aufwölbt, wird somit immer mehr mit warmer und schliesslich heisser Luft gefüllt. Es gleicht damit immer mehr einer grossen Warmluft- oder Heissluftkuppel. Man spricht daher auch von einem „Hitzedom“.


Illustration eines „Hitzedoms“. Quelle: ORF (https://orf.at/stories/3324185)

Solch mächtige sommerliche Hochruckgebiete lösen unter einem „Hitzedom“ nicht selten markante Hitzewellen aus. So steigen ab Freitag die Temperaturen in der ganzen Schweiz weiter an, die Nullgradgrenze strebt nächste Woche gegen 5000 Meter. MeteoSchweiz hat am Dienstag für die gesamte Alpennordseite einen Warnausblick für die dort ab dem Wochenende bevorstehende Hitzewelle herausgegeben. Auf der Alpensüdseite ist bereits seit Sonntag eine Hitzewarnung der Stufe 3 aktiv.


Temperaturprognose des ECMWF-Ensemble für Genf und Einordnung zum langjährigen Mittel (Modellklima als durchgezogene Linien). Quelle: ECMWF

Mehr Informationen zu Hitze finden sie hier.

Weitere Informationen zu Hitzewarnungen von MeteoSchweiz gibt es hier.


Dienstagnachmittag bei den Murgseen in der Ostschweiz. Bergseen bieten bei den heissen Wetteraussichten eine willkommene Erfrischung. Bild: T. Schlegel

Für reichlich Sonnenschein ist in den nächsten Tagen bestens gesorgt.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Der Hochsommer will es nochmal wissen – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: D. Köbele