Wetter: Die Gewittersaison ist eröffnet

Gestern sind einige der ersten Gewitter der Saison über die Alpennordseite gezogen. Ich würde deshalb sagen: Die Gewittersaison ist eröffnet. Weitere spannende Gewitterlagen werden mit Sicherheit diesen Sommer folgen.

Doch wann genau ist eigentlich Saison für Gewitter? Und wie häufig sind Gewitter im April?

Gewitter zogen über die Zentral- und Ostschweiz


Animation der Radarbilder von Gestern 23.4.23 zwischen 12 und 18 UTC resp. 14 bis 20 Uhr Lokalzeit. Die Gewitterzelle zwischen 14:15 und 14:45 UTC über Luzern war relativ Blitzintensiv, ebenso die Gewitterzelle zwischen 16 und 16:30 UTC in der Ostschweiz.

Gestern Abend zog eine Kaltfront von West nach Ost über die Schweiz. Im Vorfeld dieser Kaltfront sind insbesondere in der Zentral- und Ostschweiz einige Gewitter entstanden.


Blitze (gelbe Symbole) und Niederschlag (blaue Flächen) gestern 23.4.23 zwischen 12 und 18 UTC: Besonders in der Zentralschweiz wie auch in der Ostschweiz wurden viele Blitze verzeichnet. (Quelle: Météorage, MeteoSchweiz)

Die Gewitterzellen von gestern waren besonders in der Zentral- und Ostschweiz recht blitzintensiv. Aber auch in der Region Zürich wurden einige Blitze beobachtet. Nebst Blitz und Donner brachten die Gewitterzellen auch Graupel, was in diversen Meteomeldungen bestätigt wurde.


Danke für die Meteomeldungen von gestern aus Abtiwl (SG), Stein (AR) und Gais (AR)

Was braucht es, damit Gewitter entstehen können?

Zum Saisonbeginn wollen wir uns kurz in Erinnerung rufen, wie Gewitter entstehen und welche «Zutaten» es braucht.

Gewitter sind charakterisiert durch hochreichende Konvektion (sichtbar als hochreichende Quellwolken), welche als Folge von komplexen Prozessen Blitze auslöst. Dazu brauchen wir genügend Feuchtigkeit, Instabilität und einen Hebungsmechanismus. Weiteres zur Entstehung von Gewittern finden sie beispielsweise hier.

Eine instabile Schichtung erreichen wir, wenn die Temperaturdifferenz zwischen den unteren und den oberen Schichten genügend gross ist. Dazu können wir die unteren Schichten erwärmen, typischerweise mittels Sonneneinstrahlung. Oder wir können die oberen Schichten abkühlen. Dies geschieht vorzugsweise durch das Heranführen von sogenannter Höhenkaltluft. Idealerwiese haben wir eine Kombination aus beidem.

Sommergewitter häufiger als Wintergewitter

Um die unteren Schichten zu erwärmen, braucht es Sonneneinstrahlung, welche natürlich in den Sommermonaten am stärksten ist. Das wissen sie, wenn sie an die Gefahr von Sonnenbrand denken: Diese ist am grössten in den Sommermonaten. Aber auch im April und Mai ist die Sonneneinstrahlung bereits kräftig (und je nach Hauttyp ein Sonnenbrand durchaus möglich).


Windböen vom nahen Gewitter zeichnen ein Muster auf den Zugersee. (Quelle: Meteomeldungen/App)

Gewitterhäufigkeit in der Zentralschweiz


Anzahl Tage mit Blitzen im Umkreis von 30 km um Luzern.

Schauen wir uns die Blitze an, welche in einem Umkreis von 30 km um die Station Luzern gemessen wurden, zeigt sich diese saisonale Schwankung deutlich. Während in den Monaten November bis März im Durchschnitt an weniger als 5 Tagen Gewitter auftreten, sind es in den Monaten Mai bis August an mehr als 10 Tagen. Die Monate September und Oktober sowie April sind Übergangsmonate mit recht grossen Schwankungen. Im April waren die Gewitter im Jahr 2009 am zahlreichsten; an 10 Tagen wurden Blitze registriert.


Für die oben genannte Statistik wurden Blitze im Umkreis vom 30 km um Luzern (roter Kreis) berücksichtigt. (Quelle: map.geo.admin.ch)

Gewitterhäufigkeit ist je nach Saison regional unterschiedlich


Blitzhäufigkeit aufgeteilt nach Jahreszeit, gemittelt über die Jahre 2000 bis 2022 resp. 2023. (Quelle: Météorage, MeteoSchweiz)

Im Frühling sind die Gewitter nördlich wie auch südlich der Alpen am häufigsten, im Sommer ist die Gewittertätigkeit in der ganzen Schweiz (wenig überraschend) hoch. Im Herbst hingegen ist v.a. die Alpensüdseite noch von Gewittern betroffen während im Norden die Blitzhäufigkeit deutlich nachlässt.

Ein Grund für die saisonalen Unterschiede ist die Schneebedeckung in den Bergen. Im Frühling sind die Berge oft noch schneebedeckt, was die Erwärmung der unteren Schichten und damit die Gewitterbildung hemmt.


Der Regen der Gewitterzelle über Küssnacht a.R. und dem Zugersee ist vom Bürgenstock aus zu sehen, daneben ist die Rigi.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Die Gewittersaison ist eröffnet – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: roundshot.com